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Na das ist doch mal eine Überraschung, die uns kurz vor Redaktionsschluss noch erreichte. Wie aus dem Nichts kommt plötzlich etwas Neues aus dem Hause Neuschwanstein. Genau, die Formation, die seinerzeit mit dem wunderbaren 1978er-Album Battlement für eines der bestverkauften Alben des französischen Musea-Labels sorgte und viele Genesis/Camel-Fans begeistern konnte. Von der Besetzungsliste her ist allerdings nicht mehr viel Neuschwanstein übrig geblieben, denn lediglich Keyboarder Thomas Neuroth ist noch mit von der Partie. Er ist offensichtlich derjenige, der das Erbe Neuschwansteins weiterführt und federführend dieses interessante  Instrumentalalbum entwickelte. Es ist natürlich schon ein weiter Sprung von einem Album wie Battlement, das damals in nicht unerheblichem Maße auch von der Stimme eines Frédéric Joos getragen wurde, hin zu einem Album ohne Gesang. Doch auch hier werden alte Neuschwanstein - Elemente deutlich, und schnell wird klar, dass mit Fine Art ein recht ambitioniertes Werk vorgestellt wird. Auch ohne Gesang haben Neuschwanstein 2016 etwas zu sagen. Da ist zum einen ein starker klassischer Einfluss, der gleich im über zehnminütigen Opener zum Tragen kommt. Barocke Töne leiten das Album ein, Blockflöte und Spinett-Klänge werden schließlich von Orgel, Gitarre und Schlagzeug abgelöst, und sie nehmen ordentlich Fahrt auf. In der Art, wie sie hier klassische Klänge mal auf pompöse Weise, dann wieder leise und zurückhaltend präsentieren, erinnern sie stark an die Vorgehensweise von The Enid. Dies gilt insbesondere für den starken Opener, der nicht ganz unbegründet sehr symphonisch ausgefallen ist, denn es handelt sich um eine Adaption einer Komposition von Claude Debussy. Und diese Fassung ist sehr gut gelungen. Auch im weiteren Verlauf geht es sehr klassisch inspiriert zu, da passt die auf ihrer Homepage verwendete Bezeichnung „symphonisch-neoromantischer Orchesterklang und rockige Kapelle“ perfekt. Bei den etwas lieblichen, romantischen Tönen läuft man leicht Gefahr, etwas zu kitschig zu klingen, doch in diese Falle sind sie nicht getappt. Mastermind Neuroth liefert nicht nur feine Klavierarrangements,  sondern überhaupt sehr ansprechendes Tastenspiel.  Als perfekte Ergänzungen erweisen sich Flöten und Geige sowie die für die rockige Note zuständige Gitarre. Ein gutes Beispiel für die heutigen Neuschwanstein ist auch der abschließende Song Wehmut,  Stark  Wie  Banyuls, eine Bearbeitung einer Komposition eines weiteren französischen Komponisten, nämlich Camille Saint-Saëns. Auch hier werden Erinnerungen geweckt an The Enid oder kurz auch mal an Focus. The White Ladies von Trace mag ebenfalls ein guter Anhaltspunkt sein. Einen lustigen Ausreißer stellt die kurze Geschichte Vom Kleinen Hähnchen dar, eine Lesung mit knapper musikalischer Begleitung am Ende.  Unterstützt wird Urmitglied Thomas Neuroth auf Fine Art von Gudula Rosa (Blockflöte), Rainer Kind (Schlagzeug), Robby Musenbichler (Gitarre), Sabine Fröhlich (Geige), Gary Woolf (Flöte), Karel Szelnik (Tasteninstrumente) und Valentin Neuroth (Gitarre).  Ein gelungenes Comeback, das auf weitere Taten der Band hoffen lässt. Erschienen als 8-Seiten-Digipak-CD und als 140gr Vinylausgabe (ein Song entfällt hier). Jürgen Meurer
Empire Musikmagazin 118